Montag, 27. Juli 2015

Reise

Auf die Reise gehen, gerade im Juli und August ein großes Thema. Bei uns beginnen diese Woche die Sommerferien und so werden sich viele auf den Autobahnen die Füße wundstehen oder doch eher die Autoreifen?

Doch eigentlich möchte ich etwas anderes erzählen:

Auf die Reise sind viele Tausend Menschen ebenfalls in den letzten Wochen und Monaten gegangen, aber nicht weil sie in Urlaub und sich ausspannen wollten.
Nein, weil sie in Ihrer Heimat Krieg und Missbrauch sowie dem Tod ausgesetzt sind.

Es ist schwer manchmal Partei zu ergreifen, denn im Netz tummeln sich Menschen, die hier anonym sind und daher sich dann das zu sagen trauen, dass sie persönlich gegenüber anderen nicht zu sagen bereit sind. Dann wird halt im Netz gegen die Menschen vorgegangen, die sich für die Flüchtlinge einsetzen bzw. die einfach mal einen Post schreiben, der gut gemeint ist.

Ich hoffe trotzdem, dass dies hier Menschen lesen, die mich und meine Meinung verstehen können.



Vor einigen Jahren habe ich begonnen die Geschichte meiner Vorfahren aufzuarbeiten.


Vor genau 200 Jahren sind in den Jahren 1814 bis ca. 1820 sehr viele Menschen (einige hundert Familien) aus:

Baden und Württemberg 
(waren damals noch verschiedene Länder: Herzogtum Württemberg und Markgrafenland Baden) 

vom Zar Alexander eingeladen worden nach Bessarabien zu kommen.

Dort hat es guten Boden und niemand ist dort, um diesen zu bewirtschaften.



Hier in Baden und Württemberg herrschte damals über eine Zeit von ca. 10 Jahren sehr große Missernten und daher große Hungersnöte. Die Natur hat ihnen alles kaputt gemacht.
Über ca. 3 Jahre hinweg gab es eine große Heuschreckenplage, der niemand Herr werden konnte. Dann gab es mal zu wenig Regen, wie dieses Jahr, oder zu wenig Sonne.
Und einige andere Ereignisse, die für schlechte Ernten gesorgt hatten.

Die Menschen sind dann weggezogen, einfach nur aus dem Grund, weil sie Hunger hatten.Hunger war und ist schon immer ein großer Motor gewesen.



1940 dann, nach ca. 120 Jahren in denen die Familien dort heimisch geworden sind, kam die große Zwangsumsiedelung. Alle deutschstämmigen hatten zu gehen. Auch meine Großeltern und alle Anverwandten. Sie kamen wieder nach Württemberg in das Land der Vorfahren.



Heute liegt Bessarabien auf den Gebieten von Moldawien und der Ukraine.

Böse bin ich nicht, im Gegenteil. Es kam alles wie es kommen sollte.



Ich kann, nach meiner Aufarbeitung, jeden verstehen, der aus seinem Land fliehen muss und dann versucht, irgendwo wieder Fuß zu fassen. Also wieder bei 0 anfängt.
Klar, ist es schwer auch für Deutschland. Es kostet sehr viel Geld. 

Trotzdem sollten wir alle froh sein, dass wir nicht in dieser Lage sind und fliehen müssen.
Heute können wir jungen nicht mehr nachvollziehen, oder nur sehr schwer, wie es gewesen ist, als die Bomben gefallen sind.
Die Angst, dass man selbst getroffen wird.
Die Angst, seine Liebsten nicht mehr zu finden und vielleicht ganz alleine zu sein.

Wie viele Kinder sind damals zu Waisen geworden und auch heute?




Aber auch hier in Deutschland werden wir immer wieder an den 2. Weltkrieg erinnert.
Gerade dann, wenn wieder nicht gezündete Bomben gefunden werden.
Bei uns im Ort war das letztes Jahr im Mai der Fall.
Ein Wohngebiet hat komplett evakuiert werden müssen.


Hoffen wir, dass sich die gesamte Lage auf der Welt entschärft und Frieden einkehrt.
Auch wenn dies ein großer Wunsch ist!
 
 

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