Sonntag, 16. November 2014

Japanische Gärten

Heute habe ich begonnen das wohl älteste Gartenplanungsbuch, das Sakuteiki, das aus dem 11. Jahrhundert stammt, durchzuarbeiten.

Und wie es zu erwarten war, ist es eine völlig andere Geschichte als zu unseren Gärten in Europa.


Diese Woche habe ich beim herumzappen im Fernsehen kurz einen Mann gesehen, der ein absoluter Marketingprofil zu sein scheint. Seinen Namen habe ich nicht mitbekommen, aber seine Aussage!

"Habe ich mit meinem Produkt die Seele eines Käufers angesprochen, so habe ich mein Produkt verkauft!"


Ich möchte dies von der Seite der Gärten aus betrachten:

Wenn man heute einen Banker, der stellvertretend für eine Bank auftritt, um einen Kredit für einen öffentlichen Garten, der nichts mit Landesgartenschauen zu tun hat, bitten würde, würde man vermutlich eine Abfuhr bekommen. (Außer man lebte in Großbritannien)
Denn Banken haben sich heute teilweise sehr weit von den Menschen distanziert und sprechen immer weniger die Seele ihrer Kunden an. Aber auch ihrer Mitarbeiter.

Ein öffentlicher Garten jedoch, tut das sehr wohl! (Und natürlich auch jeder private Garten)



Dazu muss man die Geschichte der Menschheit betrachten. Wir Menschen waren ganz am Anfang noch nicht seßhaft, sondern sind durch die Landschaft, auf Nahrungssuche, gezogen. Wir haben über Generationen, Jahrhunderte, Jahrtausende die Natur in unsere Seele eingebunden. Die freie Natur, unsere Freiheit.

Über diese Generationen hinweg hat sich die Natur in unser Erbgenmaterial eingebunden.

Und als wir seßhaft wurden, brauchten wir einen Ausgleich. Etwas kleines vor unserer Haustüre. Im Laufe der Zeit entstanden dann immer mehr Städte und der Platz vor dem eigenen Haus wurde immer knapper, bis oftmals keiner mehr da war.

Da entstanden die öffentlichen Gärten und Parks, wo jeder hingehen konnte und die Natur und seine dazugehörige Freiheit wieder spüren konnte.



Jedes Volk hat daher seine eigene Gartenkultur entwickelt.
Die Engländer sind da vermutlich die Fanatischsten. Wo bei uns Unterhaltungssendungen zu den besten Zeiten im TV zu sehen sind, sind es dort die Sendungen über Gärten. Um es kurz zu sagen, jeder englische Garten beeinhaltet einen speziell gepflegten Rasen, Rosen, Rhododendrone und anderes Gehölz. Und gerade weil es dort so viel regnet, gibt es dort die üppigsten Gärten.

Frankreich, Italien oder Deutschland mit dem Barock, Rokoko und Klassizismus sind ganz andere Stilrichtungen im Gartenbau und haben sich ebenfalls entwickelt. Darüber finden wir sehr viel Litheratur und können uns diese Stilrichtungen in vielen öffentlichen Gärten anschauen.
Arabische Gärten sind auch noch erwähnenswert. Leider weiß ich darüber noch nicht bescheid. Aber von vielen anderen Kulturen und ihr Gartenbau ist nichts bekannt.



Japanische Gärten werden auch hier in Deutschland in den letzten Jahren immer beliebter. Doch kaum jemand weiß um die Regeln, die es dort einzuhalten gilt. Und auch wenn ich gerade erst das Sakuteiki angefangen habe durchzuarbeiten, werden mir verschiedene Dinge immer klarer.

In jedem Bestandteil des Gartens geht es um die Seele!

Steinen wird eine Seele zugesprochen. Und diese Steine in einem japanischen Garten richtig zu setzen, ist die hohe Kunst im Gartenbau der Japaner. Aber nicht nur dass! Alle Pflanzen, jedes Wasserelement wie Teiche, Bäche und auch Brücken haben einen direkten Einfluss zueinander.

Erst wenn alles zueinander passt, die 4 Tiere (Schildkröte, Drache, Phönix und Tiger (wie im Landschafts-Feng Shui ebenfalls)) ihre Himmelsrichtung und Entsprechung gefunden haben, dann ist wirklich ein Seelengarten gelungen.

Ein Garten hat sehr viel mit Meditation, Kontemplation zu tun und zwar gerade im asiatischen. Jeder hat schon mal vom Zen gehört.

Der Zen-Buddismus beschäftigt sich, so habe ich es bis jetzt verstanden, mit dem reinen Nichts. D.h. nichts fühlen, nichts denken, eins sein mit der Umwelt, der Natur. Mit mir selbst.

Nur wenn wir im Nichts sind, kann sich Neues manifestieren.

Mir persönlich geht es sehr oft so, dass wenn ich an nichts denke und völlig abschalte, dann klingelt das Telefon. 

Und genau das nichts soll in einem Japanischen Garten herbeigeführt werden. 

Auf eine Bank sitzen, den Blick über das wenige schweifen lassen, 
das Nichts zu uns kommen lassen. 
Abschalten, Entspannung, Seele erfrischen und wieder aufladen für den Alltag.


Nur so lässt sich die Begeisterung für diese japanischen Gärten erklären.


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